Sie sind hier: 

    Nachlese Frauentag

    Talkrunden zu Herzensthemen der kfd

    Talkrunde „Nach uns die Sintflut?“

    Die Gesprächspartnerinnen der Talkrunde „Nach uns die Sintflut?“ von li nach re: Ronja Wachall, Margot Klein, Julia Hollweg mit der Moderatorin Saskia Bellem.

    Talkrunde Unmöglich!?

    Die Gesprächspartnerinnen der Talkrunde Unmöglich!? – Die Forderung der kfd nach Öffnung aller Dienste und Ämter für Frauen von li nach re: Ulrike Göken-Huismann, Antonia Papenfuhs, Annette Bollig, Saskia Bellem und Sarah Henschke.

    Sektempfang Frauentag

    Im Begegnungszelt gab es zur Feier des Tages Sekt für alle Gäste. Links im Bild, Marita Fitzke Diözesanvorstandsmitglied.

    Trier - Der Frauentag 2023 begann um 10 Uhr mit einem sehr bewegenden Gottesdienst im Dom. Während der feierlichen Messe beauftragte Weihbischof Gebert erstmals ehrenamtliche geistliche Begleiterinnen für kfd-Gruppen. Im Begegnungszelt gab es dann zur Feier des Tages Sekt für alle Gäste.
    Nach dem Mittagessen waren die Frauen ab 14 Uhr zu zwei Talkrunden eingeladen.
    Da hieß es zunächst einmal „Nach uns die Sintflut?“ mit der Frage, wie wir mit unserer Erde umgehen wollen, um ein lebenswertes Leben für alle zu erhalten. Die Moderatorin Saskia Bellem machte zu Beginn einen Test: Wer versucht, Plastik zu vermeiden, wer nimmt das Fahrrad statt des Autos oder wer repariert Dinge statt sie wegzuwerfen? Viele Hände reckten sich in die Höhe. Ein Zeichen, dass umweltbewusstes Handeln bei den Frauen angekommen ist. Die kfd setzt sich schon lange für den Klimaschutz ein. Margot Klein als Vertreterin des Ständigen Ausschusses „Hauswirtschaft und Verbraucherthemen“ auf Bundes- und Diözesanebene, Julia Hollweg, Klimaschutzmanagerin der Stadt Trier, und Ronja Wachall, Klimaaktivistin von „Fridays for Future“, setzten sich mit der Moderatorin sehr ernsthaft mit dem Thema auseinander.
    Die Talkerinnen diskutierten dabei wichtige Botschaften: Es ging im Wesentlichen um die vielen kleinen Schritte, die getan werden müssen, um das große Thema Klimaschutz und Bewahrung der Schöpfung voranzubringen. Gerade im Haushalt sind es meist die Frauen, die entscheiden, was eingekauft und wo zum Beispiel Verpackung eingespart werden kann und wie viel sich als Selbstversorger auch mit kleinem Garten sparen lässt. Als positive Beispiele für einen ressourcenschonenden Umgang wurden explizit der Faire Handel und der kfd-Kaffee genannt. Ronja Wachall, die jüngste der Gesprächsrunde und Mitglied der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG), berichtete über den bundesweiten Nestlé-Boykott der KJG, weil der Großkonzern bei der Rohstoffbeschaffung nicht auf die Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern achtet und sogar Kinderarbeit toleriert. Julia Hollweg wusste durch ihre Arbeit, dass viele Vereine Beauftragte für Klima- und Umweltschutz haben und bei ihren Mitgliedern das Bewusstsein für dieses Thema stärken wollen. Die Klimaschutzmanagerin der Stadt Trier setzt hierbei auf Vernetzung, nach dem Motto: Zusammen sind wir stark. Sie plant Maßnahmen auf kommunaler Ebene und sorgt für deren Umsetzung; sie berät zudem Bürgerinnen und Bürger sowie lokale Unternehmen. Ronja Wachall findet unser Handeln in Deutschland in weiten Teilen egoistisch. Ihrer Einschätzung nach leben wir sehr privilegiert und haben bisher noch nicht viele Nachteile durch den Klimawandel. Die Frauen im globalen Süden beispielsweise müssen dagegen jetzt schon für sauberes Wasser immer weitere Wege gehen.
    Empfehlung der Runde war: regional und saisonal einkaufen und Nahrung möglichst selbst zubereiten. Dafür müssen manchmal laut Margot Klein auch alte Gewohnheiten durchbrochen werden. Ronja Wachall hatte zum Schluss eine große Bitte: Ältere Menschen sollten ihre Erfahrungen an die jüngeren Generationen weitergeben, damit altes Wissen beispielsweise beim Haltbarmachen von Lebensmitteln nicht verloren geht.
    In der zweiten Talkrunde ging es auch um ein Herzensthema der kfd: die Forderung nach einer „Öffnung aller Dienste und Ämter für Frauen“. Annette Bollig, die Geistliche Begleiterin der kfd im Diözesanverband Trier, erklärte, was der Verband zu diesem Thema beitragen kann: Die kfd ist wichtig für die Frauen, damit sie ihre eigene Spiritualität entwickeln können, eigene Formen und Worte finden für ihre Gottesdienste und selbst kreativ werden.
    Für Sarah Henschke, Diözesan-Seelsorgerin des BDKJ Trier und Vertreterin der Gemeindereferentinnen im Synodalen Weg, haben die Verbände eine wichtige Funktion nach außen. Gerade die Menschen in den demokratisch organisierten Verbänden sorgen für eine gute Vernetzung. Die Theologiestudentin Antonia Papenfuhs findet, Verbände stärken den Einzelnen den Rücken, und eine jede findet starke Mitstreiterinnen. Die Vielfalt der in Verbänden zusammengeschlossenen Menschen mit ihren verschiedenen Altersklassen, unterschiedlichen Hintergründen und jeweiligen Arbeits- und Lebenserfahrungen geben Kraft und Sicherheit. Ulrike Göken-Huismann, Geistliche Leiterin des kfd-Bundesvorstands, sieht die Verbände als Motor in unserer Kirche. Dafür müssen sie mal laut und mal leise, gefragt oder ungefragt ihre Meinung kundtun. Es muss etwas passieren, damit nicht auch noch die Frauen sich von der Kirche abwenden. Ein gutes Beispiel dafür ist Antonia Papenfuhs, die katholisch ist, aber evangelische Theologie studiert, weil sie nur so ihrer Berufung folgen kann. Es gibt nach Meinung von Sarah Henschke viele Menschen in unserer Kirche, die Angst haben, zu progressiv zu sein, weil sie im Dienst der Kirche stehen und einen Karriereknick oder gar eine Kündigung befürchten. Sie selbst war Synodale und bestätigt auf Nachfrage, dass es nicht immer einfach war, um neue Perspektiven zu ringen. Immer wieder mussten Kompromisse geschlossen werden, um wenigstens ein Stückchen weiterzukommen. Aber es stimmt sie zuversichtlich, dass die Deutsche Bischofskonferenz Rom bittet, den Diakonat der Frauen zu prüfen. Ulrike Göken-Huismann fand den Synodalen Weg enttäuschend, weil es keine neuen Erkenntnisse und auch keine Zugeständnisse in Bezug auf die Frauenordination gab. Annette Bollig jedenfalls ist der Meinung, dass Gott „Mensch geworden ist in Jesus und nicht Mann“ und deshalb niemandem seine Berufung abgesprochen werden sollte.
    Antonia Papenfuhs findet, dass ihr als Frau überall die Türen offenstehen, nur nicht in der katholischen Kirche. Sarah Henschke weiß von Frauen, die offiziell für den Beerdigungsdienst beauftragt sind. Ihrer Meinung nach spielt das Geschlecht dabei wirklich keine Rolle, weil eine liebevoll vorbereitete und begleitete Beerdigung schön ist – egal, wer sie hält.
    Frau Bellem fragte zum Schluss der Talkrunde die Gäste, ob sie wohl glauben, dass bald Frauen als Diakonninen geweiht werden können: Davon war das Publikum überzeugt.
    Die Musikgruppe Poèts Musicales aus dem Saarland umrahmte das Programm ansprechend. Zum Abschluss spielten sie das Junialied, zu dem Rita Ney vom Diözesanvorstand mit einigen Frauen einen Reigen tanzte.
    Während des ganzes Tages gab es auf dem Domplatz Aktionsstände der kfd-Fachausschüsse „Hauswirtschaft und Verbraucherthemen“, „Frauen und Erwerbsarbeit“ und „Frauen stärken – Gewalt überwinden“ zum Mitmachen, zum Informieren oder einfach nur zum Erfahrungsaustausch. Dafür waren die Fachausschüsse sehr kreativ und mit viel Material vor Ort.

    Wer sich noch an das Jubiläum der kfd und den Frauentag in der Europahalle vor einigen Jahren erinnern kann, der weiß, dass damals rund 1000 Frauen der Einladung gefolgt waren. In diesem Jahr mit der Beauftragung der ehrenamtlichen geistlichen Begleiterinnen waren es gerade einmal 250. Eine der Vortragenden merkte an: Was macht es mit uns, wenn wir zu einer Feier 20 Personen einladen, aber nur 4 kommen? Für die Zukunft des Frauentags braucht es neue Ideen und Impulse von den und für die kfd-Frauen.

    Text: Roswitha Hillen
    Fotos: Tim Löwenbrück