Offizieller Abschlus des kfd-Spendenprojektes „Fight Fistula“
Förderpreis für Fight-Fistula sichert die weitere Arbeit
Trier, Februar 2011 - Das in 2010 abgeschlossen Diözesanspendenprojekt „Fight Fistula“ hat den medizinisch-humanitären Förderpreis der Else Kröner-Fresinus-Stiftung verliehen bekommen. Durch diese großartige Auszeichnung erhält das Projekt zusätzliche finanzielle Mittel und die weitere Arbeit ist auch ohne kfd-Förderung für die Zukunft gesichert.
Offiziell wurde das Spendenprojekt "Fight – Fistula – Scheidenfisteln verhindern" im Jahr 2009 für die kfd abgeschlossen. Insgesamt wurde von der kfd 66.069,22 € an Spendengelder überweisen.
Mit den Mitteln im Jahr 2010 wurden die Krankenschwestern weiterhin finanziert und ein „EFA Mobil angeschafft“. Frau Bruning (DSW) dankt und berichtet aus der Arbeit vor Ort: „Und zwar haben wir in den vergangenen Jahren eine ebenso ernüchternde wie wichtige Erfahrung gemacht: obwohl die Scheidenfisteln operabel sind, ist es den betroffenen jungen Frauen oftmals nicht möglich, zu der Fistula Basisstation in Bahir Dar zu gelangen. Sie vegetieren am Rand der Dörfer, häufig ausgestoßen und mittellos oder sie sterben qualvoll auf dem Weg zur Klinik, da niemand sie wegen ihrer Inkontinenz mitnimmt.
In den vergangenen Jahren haben wir mithilfe eines Projektautos unseres Partners ADA diese Frauen aus ihren Hütten in die Fistula Basisstation gebracht. Diese Lösung war jedoch langfristig nicht durchführbar, da der Partner das Auto auch für andere Projektzwecke benötigte und daher auch nicht eine Verlässlichkeit gegeben war.
Wir haben uns daher entschlossen, mithilfe der finanziellen Unterstützung der Bingo-Stiftung und Ihrer großzügigen Unterstützung, ein so genanntes „EFA-Mobil“ (EFA = Emergency Female Ambulance), ein speziell ausgerüsteter Geländewagen, zu kaufen, mit dem wir die Notleidenden Frauen jederzeit aus den Dörfern zu der Basisstation fahren können. Um das Auto optimal und effektiv auszulasten, setzen wir es ebenfalls für unsere Aufklärungs- und Informationsarbeit in den Communities ein. Das Personal, das die Ambulanz bedient, wurde daher besonders geschult und ausgebildet, damit es zum einen vor Ort Aufklärungsarbeit leisten kann, zum anderen aber auch den traumatisierten Frauen adäquate erste Hilfe leisten kann.
Die Unterstützung durch die kfd ist für uns eine der wichtigsten Säulen bei der Durchführung dieser Aktivitäten. Nur durch Ihre langjährige und großzügige Unterstützung ist es uns gelungen, diese Erfolge zu erzielen und somit die Lebenssituation von vielen Mädchen in Äthiopien langfristig und nachhaltig zu verbessern.“
„Fight Fistula“ ist ein von der kfd und der Deutschen Stiftung für Weltbevölkerung (DSW) initiiertes Pilotprojekt zur Aufklärung und Prävention von jungen Menschen im Bereich Scheidenfisteln und HIV/Aids in der Region Amhara/Äthiopien. Unser Projekt hat einen großen Beitrag dazu geleistet, Mädchen in der Amhara Region eine neue Zukunftsperspektive zu geben. Durch Aufklärung und Beratung haben wir viele Mädchen vor dem schrecklichen Leiden „Fistula“ bewahren können. Es ist uns gelungen, vielen Frauen, die an Scheidenfisteln erkrankt waren, ein neues Leben ohne Schmerzen, Isolation und schreckliche Scham zu ermöglichen. Insgesamt 211 Mädchen und Frauen, die an Fistula litten, haben wir in den Gemeinden ausfindig gemacht und sie an die Gesundheitsstation überwiesen. Dort konnten sie erfolgreich operiert und von ihrem Leid befreit werden. Ehemalige Patientinnen des Fistula-Hospitals wurden nach ihrer Genesung als Gesundheitsberaterinnen ausgebildet. Der Kreislauf aus sozialer Isolation und Stigmatisierung wurde so unterbrochen: die Arbeit als Jugendberaterin diente als Integrationshilfe.
Insgesamt 155.000 Mädchen und andere Mitglieder der Dorfgemeinschaften konnten zu den Themen ungewollter (früher) Schwangerschaften, Fistula und Prävention von HIV/Aids aufgeklärt, informiert und eingehend beraten werden. Durch die kontinuierliche Aufklärungsarbeit ist es gelungen ein neues Verständnis für die Stellung der Mädchen im Dorf herbeizuführen. Insgesamt konnten so 26 bereits arrangierte Hochzeiten mit sehr jungen Mädchen verhindert werden.Im Projektzeitraum haben wir insgesamt 59 Krankenschwestern in jugendfreundlicher Beratung und Erkennung von Scheidenfisteln geschult. Insgesamt 18 Krankenschwestern wurden speziell für die Betreuung und Pflege von Fistula-Patientinnen ausgebildet. Sie bekommen aus dem Projekt ein monatliches Gehalt ausgezahlt.
Auch wenn wir große Erfolge haben, das Leiden und der Bedarf an Aufklärung und Prävention sind immer noch groß. Nach Angaben der lokalen Gesundheitsbehörden erkranken jedes Jahr 2.100 Mädchen und junge Frauen in der Region an Fistula. Lang gewachsene Traditionen werden nur langsam aufgebrochen und ein Umdenken in der Bevölkerung und insbesondere bei den Dorfältesten bedarf einer kontinuierlichen Aufklärungsarbeit und langfristigen Engagements. Der DSW wird weiterhin in der Region und im Projekt tätig bleiben. Dank der zahlreichen Spenden kann der kfd-Diözesanverband noch mindestens zwei Jahre über den zugesagten Zeitraum hinaus das Projekt finanziell unterstützen. Es werden auch zukünftig Krankenschwestern ausgebildet und finanziert. In regelmäßigen Auffrischungskursen soll das Gelernte verfestigt werden. Es besteht die Möglichkeit sich gegebenenfalls Rat und Unterstützung in der Gesundheitsstation zu holen.
In den drei letzten Jahren mussten wir feststellen, dass viele Not leidende Mädchen und Frauen in den ländlichen Regionen Schwierigkeiten haben, die Gesundheitsstation zu erreichen. Es gibt keinen Krankentransport. Da die Patientinnen durch die Scheidenfisteln unkontrolliert Urin und andere Sekrete verlieren, werden sie in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mitgenommen. Ihnen bleibt nur eine Möglichkeit, trotz großer Schmerzen müssen sie sich zu Fuß auf den Weg machen. Viele Frauen sind den körperlichen Strapazen nicht gewachsen, sie sterben am Wegesrand. Wir wollen diesen Frauen in den abgelegenen Dörfern helfen. Geplant ist ein privat organisierter Krankentransport, der die Frauen abholt und in Sicherheit nach Bahidar in die Fistula-Gesundheitsstation bringt, wo sie behandelt werden können.
Der kfd-Diözesanvorstand dankt allen Spenderinnen und Spendern sowie kfd-Gruppen die durch vielfältige Aktionen und Geldspenden dazu beitrugen, dieses Projekt erfolgreich durchzuführen und großes Leid zu lindern.
Den Abschlussbericht finden Sie <link file:1117 _blank download herunterladen der datei>hier.
Text: Brigitte Kern (DSW) und Petra Erbrath (kfd) / Foto: privat