Projekt "Frauenrechte sind Menschenrechte"

Abschluss in der Diözesanversammlung 2009

Das Projekt in Bildern.

Im Indus-Tal, einem der ältesten Zivilisationsgebiete unserer Erde, ursprünglich vom Matriarchat geprägt, zählt der gesellschaftliche Status der Frau heute zu den niedrigsten weltweit. Mordanschläge auf weibliche Familienmitglieder greifen immer weiter um sich. Es wird nicht mehr gesteinigt, wie wir das bei Verstößen gegen Moralvorschriften aus der Bibel kennen. Heute gibt es einfacherer Methoden. Frauen werden mit Säure verätzt oder mit Kerosin übergossen und dann angezündet. Als Unfall getarnt, muss der Täter sich nicht einmal mehr überlegen, welch eines Vergehens er sein Opfer beschuldigen will. Er behauptet einfach, der Kerosinofen sei explodiert oder die Kleidung der Frau habe beim Kochen Feuer gefangen. Misslingt der Anschlag und die Frau überlebt, hat das für den Täter auch keine Konsequenzen. Die Verletzte wird ihn nicht anklagen, denn sie will ihre Kinder nicht verlieren; und wo sollte sie weiter leben, wenn nicht in der Familie ihres Mannes. Von offizieller Seite hat dieser auch nichts zu befürchten. Längst ist die Verfassung Pakistans so weit außer Kraft gesetzt, dass diese Delikte so gut wie nie geahndet werden. Mit Berufung auf die Sharia, die Männern erlaubt, ihre Frauen zu disziplinieren, gehen die Mörder straffrei aus.

Dies wieder rückgängig zu machen, sind MenschenrechtlerInnen in Pakistan angetreten. Zu ihnen zählt auch die Organisation AGHS Legal Aid Cell in Lahore. Sie setzt sich besonders für Frauenrechte ein - eine gefährliche Tätigkeit, die einige Juristinnen unter ihnen nur mit ständigem Begleitschutz ausüben können. Neben "honor killing" wenden sie und ihre MitarbeiterInnen sich gegen Kinderheirat sowie arrangierte Ehen und beraten bei Mitgiftfragen und Scheidung. Über Straßentheater und bei Frauentreffen verbreiten sie das Wissen um Frauenrechte bis in die umliegenden Dörfer. Hierbei werden so genannte Barfußanwältinnen eingesetzt, die wichtige Zuarbeit leisten.

Der Diözesanverband Trier der kfd hat die Gehälter von zwei dieser Frauen für vier Jahre übernommen. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Krankenbesuche bei Verbrennungsopfern in der Mayo-Klinik in Lahore und die Betreuung von Frauen, die einen Mordanschlag überlebt haben.

Leider erlauben nur einige Patientinnen, ihre Krankengeschichte aufzuschreiben. Dennoch sind es acht bis zwölf erschütternde Schicksale, die von den Barfußanwältinnen in Monatsberichten festgehalten werden. Fast alle Opfer sind junge Frauen, viele von ihnen minderjährig. Die Täter - Ehemänner, Brüder, Söhne, Schwiegerväter und Väter - haben unterschiedliche Motive. Sie reichen von Habsucht über unbewältigte Alltagsprobleme bis zu mangelndem Selbstwertgefühl. Allen gemeinsam ist der Glaube, so hoch über einer Frau zu stehen, dass ihnen das Recht zukommt, über sie zu richten.

Eingedenk der eigenen Erfahrungen in den letzten Jahrhunderten mit Gesellschaft und Kirche bieten die kfd-Frauen im Bistum Trier ihren Schwestern in Pakistan mit dem Projekt "Frauenrechte sind Menschenrechte" ihre Hilfe auch in Form von Öffentlichkeitsarbeit an. AGHS und kfd werden gemeinsam eine Dokumentation über ca. 250 Brandanschläge mit Todesfolge bzw. schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen für die überlebenden Frauen erstellen. Damit wollen sie auch andere Organisationen aufrufen, Frauen eine Stimme zu geben, die selber keine haben.

Mehr über das Projekt im Abschlussbericht.

Text: Petra Erbrath

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