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    St. Wendel

    Auszeit im Kloster 2024 – Nachlese

    kfd-Dekanat St. Wendel Auszeit im Kloster
    kfd-Dekanat St. Wendel Auszeit im Kloster

    Auszeit im Kloster – Besinnungstage auf Berg Moriah – Vorfreude für alle, die schon mal dabei waren, gespannte Erwartung für die, die sich zum ersten Mal auf dieses Wagnis einließen. Am Morgen des Abreisetages wanderten die Augen mehr als einmal zum Himmel, denn der Wetterbericht verkündete für die nächsten Tage nichts Gutes. Doch allen Prognosen zum Trotz, konnte der Regenschirm den ganzen Tag über in der Tasche bleiben und auf Berg Moriah bot sich uns eine atemberaubende Fernsicht. Nach dem Bezug der Zimmer und einem leckeren Abendbüffet – das Essen war während der ganzen Zeit wieder einmal hervorragend – trafen wir uns in der Aula zum ersten Kennenlernen und zum Einstieg in das Thema, das uns die nächsten Tage über begleiten sollte: Abigail.

    Abi- was? Die meisten hörten diesen Namen zum ersten Mal und auch ihre Geschichte aus dem Alten Testament war völlig unbekannt. Kein Wunder, denn die betreffende Stelle aus dem 1. Buch Samuel kommt nie als Lesung im Gottesdienst vor. Dabei wäre diese kluge Frau es wert, sie näher kennenzulernen und sich mit ihr zu beschäftigen, da sie als Friedensstifterin gerade unserer Zeit viel zu sagen hat. Wo Männer nur Hass, Rache und Vergeltung im Kopf hatten, handelte sie klug, diplomatisch und überlegt und rettete damit sich und vielen anderen das Leben. Durch göttliche Eingebung prophezeite sie David ein ewiges Königtum, das aber nicht aus eigener Macht, nicht durch List, Mord und Krieg, sondern durch den Willen und die Zusage Gottes entstehen, und dessen späterer Erbe der versprochene Messias sein würde. David erkannte die Weisheit Abigails und machte sie zu seiner Frau und engsten Beraterin.

    Wir können uns nur wünschen, die Mächtigen unserer Tage hätten ebenso kluge und um Frieden bemühte Ratgeber wie Abigail, die in unseren Kirchen ein derartiges Schattendasein führt, dass selbst bibelfeste Christen und Christinnen kaum je etwas von ihr gehört haben. Wir jedenfalls haben uns ganz intensiv mit ihr beschäftigt, was auch zu ganz emotionalen Erlebnissen beim Bibliodrama geführt hat. Selbst die Schweigezeit am Samstag war keine verlorene Zeit, sondern bot Gelegenheit, sich selber ganz intensiv wahrzunehmen und – ohne alle Störung von außen – die Stille auf sich wirken zu lassen.
    Lebhaft dagegen ging es im Kaminzimmer zu, in dem wir nach dem Abendessen in froher Runde zusammensaßen, redeten, lachten und eine schöne Gemeinschaft waren, die gut miteinander harmonierte.

    Am Samstagabend versammelten wir uns mit dem Professor für Pastoraltheologie und Berater der Deutschen Bischofskonferenz Prof. Dr. Philipp Müller in der schönen Kapelle, der extra nur für uns und mit uns die Vorabendmesse feierte. Ein Marienlied, gesungen von Iwanka in ihrer slowenischen Muttersprache, rundete dieses tief berührende Erlebnis ab.

    Am Sonntagmorgen, als die letzten Stunden auf Berg Moriah angebrochen waren, versammelten wir uns zu einem Wortgottesdienst mit Agape, in dem sich alle Erfahrungen der vergangenen Tage noch einmal spiegelten. Das geteilte Brot und die Trauben erinnerten an die Zusage Jesu: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Genauso wurde es auch empfunden! Die prophetische Rede Abigails „Der Herr bewahrt die Menschen, deren Namen im Beutel des Lebens verschnürt sind“, fand ihren sichtbaren Ausdruck in einem kleinen Leinenbeutelchen, das jeder Teilnehmerin geschenkt wurde und in dem u.a. ein Edelstein seinen Platz fand – einzigartig und kostbar, wie die Tage auf Berg Moriah.

    Dann der letzte Tanz, ein letztes Mal an den Händen fassen… In der Abschlussrunde zeigte sich schon die Wehmut über den bevorstehenden Abschied, es aber auch das Versprechen: Wir sehen uns wieder! Die Zimmer sind für nächstes Jahr vom 26. – 29. Juni 2025 schon gebucht. Mein Bericht endet mit einem ganz großen Dank an Therese Thewes, unsere Geistliche Begleiterin, die uns sachkundig und mit viel Einfühlungsvermögen durch diese Tage geführt hat und dem bekannten Slogan: Auszeit im Kloster – mit der kfd St. Wendeler Land immer eine Reise wert!

     

    Text: Rosemarie Schmidt
    Bilder: Christa Backes

    Inspiriert von ihren Gedanken während der Schweigezeit hat Rosemarie Schmidt ein Gedicht mit dem Titel „Brief an Abigail“ verfasst.