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    Studientag Gewalt gegen Frauen in Kirche und engen sozialen Beziehungen

    Bericht

    Am 8. Juni lud der Fachausschuss Frauen stärken - Gewalt überwinden zur Veranstaltung „Gewalt gegen Frauen in Kirche und engen sozialen Beziehungen“ nach Trier ein. Am Vormittag referierte Frau Johanna Beck, Literaturwissenschaftlerin, Theologin, Publizistin und selbst Betroffene, zum sexuellen und spirituellen Missbrauch an Frauen in der katholischen Kirche. Dabei ging sie auf die den Missbrauch begünstigende Faktoren wie beispielsweise das problematische Frauenbild, die Folgen, ihr eigenes Erfahren, die derzeitige Situation mit Blick z.B. auf die Weltsynode und Möglichkeiten, Missbrauch in der Kirche einzudämmen durch u.a. einen radikalen Systemwandel, ein.

    Am Nachmittag gaben Claudia Berlingen und Jutta Kap, beide Diplom-Pädagoginnen, Einblicke in die Thematik der Gewalt in engen sozialen Beziehungen. Laut tagesaktuellem Bericht zur Kriminalstatistik sind 6,5 % mehr Menschen von häuslicher Gewalt betroffen als 2022. Das entspricht 256.276 Personen, von denen 70,5 % Frauen sind. Die Dunkelziffer ist enorm hoch. Ein Bericht aus den 70er Jahren zeigte wie Gewalt an Frauen ausgeübt wurde und immer noch wird. Mit einem Gewaltbarometer konnten die Teilnehmerinnen einschätzen, ob Aussagen Gewaltpotential beinhalten oder nicht und eine kleine Übung mit einem in beiden Händen gehaltenen Luftballon, geschlossenen Augen und der Aussage „Ich hole jetzt eine Nadel“ hat fühlbar gemacht, wie ein zu erwartendes Geschehen eine erhöhte Wachsamkeit und Angst auslösen kann. Die den ganzen Tag begleitende Ausstellung des Frauenhauses „Freiheit kann man lernen“ zeigte, dass ein Ausstieg aus der Gewaltspirale möglich ist.

    Die Betroffenheit, die Fragen, das Schildern von eigenen Erfahrungen insbesondere im Bereich des spirituellen Missbrauchs der Teilnehmerinnen haben den Tag sehr bereichert. Zurück bleibt das Gefühl, dass es Auswege aus der Gewalt gibt, sie aber nie ganz verhindert werden kann und dass es auch an uns liegt, die Thematik wach zu halten und nicht wegzuschauen.

    Text: Carla Brittner / Collage: Bilder von privat, pixabay, Broschüre zur Ausstellung des Frauenhauses Trier