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    Kunst ist die Nahrung der Seele

    Gespräch mit Mahbuba Maqsoodi, Autorin und Künstlerin

    Künstlerinnengespräch

    Von links: Cäcilie Fieweger, Annette Bollig, Petra Erbrath (alle kfd-Diözesanvorstand) mit der Künstlerin Mahbuba Maqsoodi und der Moderatorin Simone Bastreri

    Trier – Die kfd führte in Zusammenarbeit mit der KEB Trier, den Josefsschwestern und über sechzig Gästen, ein Künstlerinnengespräch mit Mahbuba Maqsoodi im Josefsstift in Trier. Simone Bastreri, bischöfliche Pressestelle und Moderatorin des Abends, lenkte das Gespräch entlang der Autobiografie, „Der Tropfen weiß nichts vom Meer – Eine Geschichte von Liebe, Kraft und Freiheit“, der Künstlerin und Autorin.

    Geboren und aufgewachsen ist Mahbuba Maqsoodi in Herat. Hier erlebt sie gemeinsam mit ihren sechs Schwestern eine Kindheit und Jugend, die etwas anders ist als die ihrer Altersgenossinnen. Ihr Vater gründetet eine Schule für Mädchen, beide Eltern sind liberal: Sie verkaufen ihre Töchter nicht, überlassen ihnen die Wahl ihrer Ehemänner. In der traditionellen Gesellschaft sind selbstbewusste Frauen nicht gern gesehen. Als Afifa, ihre Schwester, von einem islamistischen Terroristen erschossen wird, verlässt Mahbuba zusammen mit ihrem Mann Fazl das Land. Ihre Lebensreise führt sie zunächst für Jahre nach Russland zum Studium, dort bekommt sie ihre zwei Kinder. Das politische Klima in Russland wird für ihre Familie schwierig. Der Bürgerkrieg in Afghanistan verhindert ihre Rückkehr und sie flieht schließlich nach Deutschland, wo man ihr 1994 politisches Asyl gewährte. Seit 1996 arbeitet Mahbuba als Künstlerin in München.

    Bekannt geworden ist sie durch ihre Glaskunst, die Kirchenfenster in der Abtei Tholey oder in der Pfarrkirche St. Josef im bayerischen Cham.
    Kunst sieht Maqsoodi als Privileg für sich und andere, sie möchte mit ihren Werken eine Atmosphäre schaffen. Sie betrachtet Kunst nicht als Antwort, sondern als Bereicherung und setzt auf die Interpretation der Beobachter*in.

    Auf die Frage nach ihrer Zeit in Afghanistan antwortet sie, dass es schwer ist, als Frau und als Künstlerin in Afghanistan und ist dankbar dafür, hier zu sein. In Deutschland war sie gezwungen mit Glas zu arbeiten, um Geld zu verdienen. Die Faszination an der Gestaltung mit Glas ist das Licht, d. h. jeder Moment ist anders, macht die Arbeit schön, aber auch schwer. Maqsoodi: „Kunst heißt auch Erfahrungen sammeln, neben der erlernten Technik und das Zuhören“.Die Frage wie eine muslimische Frau aus Afghanistan für katholische Kirchen Fensterbilder schaffen kann, hört Mahbuba Maqsoodi, die sich selbst als Humanistin bezeichnet, oft und ihre Antwort „das beste Kunstwerk orientiert sich an Gott“. Sie versteht sich als Kritikerin und ein „Ergebnis von allem“.
    Angesprochen auf die aktuellen Entwicklungen in der Gesellschaft beschäftigt sie u. a. das Thema Frieden. Frieden kann man nicht schätzen, wenn man das andere (Krieg/Vertreibung) nicht erlebt hat. Maqsoodi: „Heimat ist, wo ich mich wohlfühle, wo ich sein darf, ich bin dankbar dafür.“

    In Ihrem Engagement für Flüchtlingsfrauen in München, in dem von ihr mitgegründeten afghanischen Frauenverein, erlebt sie, wie notwendig Bildung ist, damit Frauen ihre „Fesseln ablegen“, auf eigene Beine stehen können. Deutschland bietet ihnen Schutz. Sie leben in einer Demokratie. Das ist nicht selbstverständlich. Für eine Demokratie muss man arbeiten, sich Zeit nehmen, sich beteiligen, zuhören, so Mahbuba Maqsoodi. Sie wünscht sich, dass die Menschen die Qualität von Demokratie wahrnehmen.

    Die Veranstalterinnen dankten Mahbuba Maqsoodi und Simone Bastreri für das gut strukturierte Gespräch und die Offenheit auf die Fragen aus dem Publikum einzugehen. Es war ein sehr anregender und intensiver Abend.
    Zum Reinhören: Entstehung der Kirchenfenster

     

    Text: Petra Erbrath
    Foto: Bea Teusch