Sonntagsimpuls: 26. Januar

„Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“ (Lk 1,21)

Jesus wird in der Synagoge seiner Heimatstadt gebeten, aus der Schrift vorzulesen. Davon hören wir im Evangelium dieses Sonntags. Und die Menschen in Nazaret erwarten, dass er auch etwas dazu sagt. Er liest aus der Schrifttrolle des Jesaja, liest dort von einer frohen Botschaft für die Armen, von der Befreiung von Gefangenen. Und nach dem Vortrag dieser eine Satz, den Lukas überliefert: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“

Bei Jesaja geht es um das „Gnadenjahr des Herrn“ – nach der Tradition wurde alle 50 Jahre ein solches begangen. Die katholische Kirche führt diese Tradition seit dem Jahr 1300 fort, seit 1475 alle 25 Jahre. 2025 ist es wieder soweit.

„Das kommende Heilige Jahr wird also von der Hoffnung geprägt sein, die nicht schwindet, der Hoffnung auf Gott. Es helfe uns, das nötige Vertrauen wiederzufinden, in der Kirche wie in der Gesellschaft, in den zwischenmenschlichen Beziehungen, in den internationalen Beziehungen, in der Förderung der Würde eines jeden Menschen und in der Achtung der Schöpfung.“ Mit diesen Worten beschließt Papst Franziskus seine Verkündigungsbulle zum Heiligen Jahr.

Einige Abschnitte davor heißt es: „Um Hoffnung bitte ich eindringlich für die Milliarden von Armen, denen oft das Lebensnotwendige fehlt.“ In einer Zeit, in der populistische Parteien und Bewegungen nationalistische Tendenzen und eine Entsolidarisierung befördern, gilt es umso mehr, die Stimme zu erheben und auf die globalen Zusammenhänge und Strukturen hinzuweisen, die Armut und Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Hass in dieser Welt schüren und bedingen.

Jede Stimme zählt!

Das gilt nicht nur in den nun anstehenden Bundestagswahlen. Unsere Demokratie lebt vom Engagement jedes und jeder Einzelnen, von den vielen Taten im Alltag. Ein Heiliges Jahr soll in seinem Fokus auf die Leiden und Nöte unserer Zeit ein Akzent sein, der bestärkt und motiviert zum Handeln an jedem Tag.

So wünsche ich Ihnen und mir für diesen Sonntag, dass es uns gelingt, in uns die Hoffnung wach zu halten, dass Vertrauen und Solidarität uns selbst und die Weltgemeinschaft weiter tragen werden.

Text: Andreas Paul
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