Sonntagsimpuls 11. August

Das Foto zeigt die Wand in meinem Büro. Viele Karten, Grüße und Fotos aus meinem beruflichen Alltag, die sich in den letzten Jahren angesammelt haben, gruppieren sich um eine große Lücke, die normalerweise von einem Jahresplaner besetzt ist.

Den freien Raum, der mir da nun entgegenstrahlt, verbinde ich mit etwas sehr Wertvollem für mich im Urlaub: freie, unverplante Zeit.

Gleichzeitig denke ich mit dem Blick auf die Lücke an ein Wort des katholischen Theologen Johann Baptist Metz, der 2019 verstorben ist. Von ihm stammt die wohl „Kürzeste Definition von Religion: Unterbrechung“. In allen Religionen wird sie gepflegt: Sabbat im Judentum, Sonntag bei uns, Tagzeiten in den Klöstern, die fünf Tagesgebete im Islam und all die Feiertage, die mehr sein wollen als nur Tage ohne Arbeit. In der Religion gibt es ein tiefes Wissen darum, dass genau in der Unterbrechung die göttliche – die andere – Dimension zu uns durchdringen kann.

Die Theologin und Dichterin Dorothee Sölle hat in folgenden Versen gut in Worte gefasst, welche Sehnsucht ich damit verbinde:

 

Du sollst dich selbst unterbrechen

 Zwischen Arbeiten und Konsumieren
 soll Stille sein und Freude,
 dem Gruß des Engels zu lauschen:
 Fürchte dich nicht!

 Zwischen Aufräumen und Vorbereiten
 sollst du es in dir singen hören,
 das alte Lied der Sehnsucht:
 Maranata, komm, Gott, komm!

Zwischen Wegschaffen und Vorplanen
sollst du dich erinnern an den ersten Schöpfungsmorgen,
deinen und aller Anfang,
als die Sonne aufging ohne Zweck
und du nicht berechnet wurdest
in der Zeit,
die niemandem gehört
außer dem Ewigen.

 

Wir wünschen allen einen gesegneten Sonntag und eine gute Zeit.

Text und Bild: Annette Bollig