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    Nachrichten aus dem Libanon

    Wiederaufnahme der Bildungsarbeit im Gharsah-Zentrum

    Gharsah Zentrum Kindergruppe

    Das aus dem Gharsah-Zentrum stammende Bild zeigt Kinder, die in der glücklichen Lage sind, dort Unterstützung und Bildung zu erfahren.

    Am 8. Mai hat ein Treffen der Projektgruppe Libanon mit den Projektverantwortlichen von AMICA stattgefunden. Durch den regelmäßigen Austausch erhalten wir aktuelle Informationen über die Lage vor Ort und in der Bildungseinrichtung in der Bekaa-Ebene.
    Die Situation in Syrien und im Libanon ist geprägt von einer weiterhin bestehenden Unsicherheit aufgrund der noch instabilen politischen Lage, aber auch von Hoffnung, dass den Geflüchteten eine Rückkehr in ihr Heimatland Syrien irgendwann wieder möglich sein wird. Die Arbeit im Bildungszentrum konnte wieder aufgenommen werden.
    Der nachfolgende Text von Cornelia Grothe von Amica beschreibt die Lage aus Sicht der Projektmitarbeiterinnen.
    „Mit Hoffnung und Sorge verfolgen wir die aktuellen Entwicklungen in Libanon und Syrien. Die Lage ändert sich von Tag zu Tag. Immer wieder kommt es zu militärischen Angriffen, und auch aus Syrien hören wir von gewalttätigen Übergriffen gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen. Dies hat dazu geführt, dass wieder Menschen aus Syrien in den Libanon fliehen mussten. Genaue Zahlen sind noch nicht bekannt. Gleichzeitig ist die Situation in Syrien und auch im Libanon von einer großen Erleichterung geprägt. Denn trotz der bleibenden Unsicherheit hat sich die Lage für die Menschen etwas beruhigt: Jahrzehntelang war das Leben der Syrer*innen in Syrien geprägt von Angst, Angriffe waren an der Tagesordnung und die Menschen befanden sich in akuter Gefahr. Auch im Libanon verschlechterte sich die Stimmung gegen syrische Geflüchtete über die Jahre, es gab Repressionen, Entführungen und illegale Abschiebungen nach Syrien. Nun beflügelt die Hoffnung auf ein demokratisches und geeintes Syrien die Menschen und gibt ihnen die Kraft, weiterzumachen. Das Gharsah-Zentrum hat seine Arbeit wieder aufgenommen. Im ersten Quartal haben sie erste Bildungsangebote gemacht, sich aber weiterhin in der Nothilfe engagiert, um Menschen mit dem Überlebenswichtigen zu versorgen. Nun rücken die Bildungsarbeit und die Begleitung von Frauen und Kindern wieder in den Vordergrund. Besonders die Frauen bringen viele neue Fragen mit, die Möglichkeit einer Rückkehr in das Heimatland beschäftigt die Teilnehmenden sehr. Das Gharsah-Zentrum ist weiterhin ein Zufluchtsort für Geflüchtete aus der Bekaa-Ebene, dort können sie sich austauschen und sind in Sicherheit. Besonders für die Kinder ist das Zentrum ein Ort der Ruhe und der Stabilität. Im Gespräch mit AMICA formuliert Ola Aljounde, Leiterin des Zentrums, ihre Dankbarkeit gegenüber der kfd. Gerade in der großen Not um den Jahreswechsel war die Unterstützung der kfd eine unglaubliche Hilfe, die ermöglichte, viel Leid zu mindern und den Menschen beizustehen. Gerade dann, wenn es schwierig wird, fehlt die Zeit, sich um die Akquise von Geldern zu kümmern, da war die Freigabe der kfd-Spenden für die Nothilfe ein wahrer Segen.“

    Das aus dem Gharsah-Zentrum stammende Bild zeigt Kinder, die in der glücklichen Lage sind, dort Unterstützung und Bildung zu erfahren. Vielen anderen geflüchteten Kindern bleibt dieser Zugang verwehrt. Wie fundamental Bildung ist, wie perspektivlos ein Leben ohne Zugang zu Bildung sein kann, ist für uns kaum vorstellbar.
    Rita Monz, kfd-Kulturmittlerin berichtet aus der kfd St. Augustinus Wiesbach. Sie begleiten eine syrische Familie. Hautnah erleben sie, wie schwierig es für die vier Kinder ist, die als Flüchtlinge im Libanon keinen Zugang zu Schulbildung hatten. Vollständiger Bericht: „Gute Bildung – ein Traum für viele Kinder“

    Neben den Kindern sind es vor allem Frauen, die Unterstützung im Gharsah-Zentrum erfahren. Hier stehen bedarfsorientierte Schulungen, psychosoziale Beratungen und Kurse zu Themen wie geschlechtsbasierte Gewalt und Frauenrechte im Vordergrund. Die Frauen erfahren Ermutigung, Stärkung und das Gefühl, Einfluss auf ihr Leben nehmen zu können. Wie wichtig die im Bildungszentrum vermittelte Sicherheit und das Bewusstsein der eigenen Stärken sind, wird an zwei Briefen deutlich, die von Teammitgliedern aus dem Bildungszentrum stammen. Sie sind Teil eines Projektes, in dem Frauen befragt werden, was für sie ein “gutes Leben“ bedeutet.

    Text: Tanja Fritzen, kfd-Referentin
    Foto: Gharsah-Zentrum, AMICA