Sonntagsimpuls: 22. Oktober

Altweibersommer

Auszugsweise Faktenlage nach Wikipedia (https://de.wikipedia.org wiki/Altweibersommer):

- Altweibersommer ist die Bezeichnung für eine meteorologische Singularität. Es handelt sich um eine Phase gleichmäßiger Witterung im Herbst, oft Ende September und Oktober, die durch ein stabiles Hochdruckgebiet und ein warmes Ausklingen des Sommers gekennzeichnet ist.

- Das Landgericht Darmstadt hat im Jahr 1989 festgestellt, dass die Verwendung des Ausdrucks Altweibersommer durch die Medien keinen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte von älteren Damen darstellt

- Im Volksglauben wurden die Spinnweben auch für Gespinste von Elfen, Zwergen oder der Nor-nen gehalten. Als Verursacherin galt aber auch die Jungfrau Maria, die zusammen mit 11.000 Jungfrauen das Land alljährlich um diese Zeit mit Seide überspinnen würden. Daher rühren auch Bezeichnungen dieser Spinnfäden wie Marienhaar, Mariengarn, Marienfaden, Marienseide, Herbstgarn, Sommerseide, Herbstfäden, Liebfrauenfäden, Unserer Lieben Frauen Gespinst, Mut-ter Gottes Gespinst.

- Im Volksglauben nahm man an, dass es Glück bringe, wenn sich die Fäden an der Kleidung des Menschen heften würden, und wer sie mit sich herumträgt, werde berühmt werden. Ebenso ver-heiße es eine baldige Hochzeit, wenn sich fliegende Spinnfäden im Haar eines jungen Mädchens verfangen.

Nach einer weiteren Erklärung leitet sich der Name von Spinnfäden her, mit denen junge Baldachinspinnen im Herbst durch die Luft segeln. Der Flugfaden, den die Spinnen produzieren und auf dem sie durch die Luft schweben, erinnert die Menschen an das graue Haar alter Frauen.

Diese Erklärung gefällt mir am besten, Junge Frauen fliegen mit den Fäden der alten Frauen weit, verknüpfen sich und spinnen ein Netz. Ich denke dabei an unser Motto: kfd – das Netz, das Frauen trägt!

Das Netz, das dieses Fotos zeigt, wirkt richtig schön durch die vielen kleinen Tautropfen, die sich am frühen Herbstmorgen in den Fäden sammeln. Wie kleine Edelsteine, die funkeln und sich gegenseitig reflektieren. Ein Netz wird also erst richtig schön, wenn viele hierin aufgefangen werden, sich auffan-gen lassen.

Wir sind mit den Fäden unseres Lebens alle verknüpft. Aus der Vielzahl unserer Begabungen entsteht das große Ganze, eine Gemeinschaft, die trägt wie ein Netz. Das heißt auch, was eine an ihrem Kno-tenpunkt in der Gemeinschaft tut, kann sich wie eine Reflexion verstärken und wirkt auch wieder auf die einzelnen zurück.

Ein Netz gibt Halt: eingebunden in das Netz der Familie, des Freundeskreises und auch der kfd-Gruppe vernetzen wir uns miteinander. Gemeinschaft entfaltet sich durch Kräfte, die jede zugleich halten und halten lassen. Dann wird das Ganze ein haltbares Miteinander. Und jede einzelne ist wie ein Edelstein: es gibt solche, die mit Tatkraft gesegnet sind und solche mit guten Gedanken. Solche, die strukturieren können und solche, die immer wieder auch den Blick auf die Bedürfnisse Einzelner richten. Solche, die mit ihrem Engagement den Zusammenhalt stärken und solche, die auf die Sorgen und Nöte anderer hinweisen. Wir alle bilden gemeinsam ein Netz, das trägt. (Impuls Claudia Seeger, kfd-Bundesverband, 2016)

Zurzeit verlassen einige Frauen unser Netz. Fühlen sich nicht mehr getragen oder tragen selbst zu schwer. Ich beobachte seit Wochen ein Spinnennetz an der Straßenlaterne vor meinem Fenster. In die-ser Zeit gab es Stürme, Hagelschauer, Platzregen, tagelang große Hitze und Trockenheit. Auch die Beute, das möchte ich hier nicht verschweigen, die sich verfangen und verspeist wurde, hat Löcher geris-sen. Das Netz hat sich verändert. Es ist nicht mehr so kunstvoll, filigran, symmetrisch wie an den ers-ten Tagen. Die Spinne, die an jedem Abend Fäden aufnimmt, neu spinnt, repariert, findet neue An-knüpfpunkte und verstärkt es an wichtigen Stellen. Das Netz erfüllt seinen Zweck. Bestimmt noch lange, denn die Straßenlaterne liegt außerhalb der Straßenreinigung oder sauberkeitsfanatischer Staubwedlern.

Auch unser kfd-Netz muss und wird sich verändern! Aber ich bin davon überzeugt, dass es weiterbesteht. Daran, dass dies geschieht, wollen wir arbeiten und im Gebet um den Beistand Gottes bitten.

 

Gott,

Schönheit und Liebe,

Weisheit und Kraft,

Quelle und Strom,

Vater und Mutter,

Freundin und Freund,

wir spüren oft, dass es schwer ist,

uns zu verstehen und anzunehmen.

Die Lebensgeschichten sind verschieden.

Die Ängste und Hoffnungen sind verschieden.

Die Wünsche und Träume sind verschieden.

Die Kräfte und Gaben sind verschieden.

Befreie uns von der Blindheit,

die nur einen Weg für alle sieht.

Befreie uns vom Neid,

der die Schwesterlichkeit verhindert

und das eigene Herz verdunkelt.

Befreie jede von der Angst,

sich selber anzublicken;

um zu erkennen, was da ist,

um zu erkennen, was fehlt.

Gott, Schöpferin Liebe,

erschaffe jeder den Mut,

in die eigene Tiefe zu gehen.

Erschaffe jeder den Mut,

zu erkunden, was sie braucht,

um lebendig zu sein;

was sie braucht,

um heile Person zu werden,

was sie braucht, um ganz zu sein.

Wer frei ist,

kann in die Freiheit entlassen.

Wer ganz wird,

braucht nicht ängstlich zu mauern.

Wer heil wird,

kann Wunden sehn und verbinden.

Wer weiß, was er braucht,

und es fordert,

versteht die Bedürftigkeit.

Wer »ich« sagen lernt mit dir,

begreift die Würde und Freiheit im Du

Amen

 

Aus: Christa Peikert-Flaspöhler, Du träumst in mir, mein Gott. Frauen beten. Lahn Verlag, Limburg 1994.

Text und Bild: Petra Löwenbrück